Fried­rich Stoltze d. J.: Leis­tungs­schwimmer, Ruderer, Inge­nieur und Demo­krat

Der Erste Frank­furter Schwimm­club und der FRV, Teil 1

Der →Erste Frank­furter Schwimm Club ist wie der FRV weit und breit der erste seiner Art, auch wenn er 1891, also 26 Jahre nach dem Ruder­verein gegründet wurde. Die beiden Was­ser­sport­ver­eine waren nicht nur Pio­niere und Nach­barn, son­dern sie hatten und haben auch einige Mit­glieder gemeinsam. Zu den pro­mi­nen­testen zählen Fried­rich Stoltze und Fritz Nicolai, von denen die beiden nächsten Blog­ein­träge han­deln.

Fried­rich Stoltze, der am 11. Oktober 1869 gebo­renen Sohn des Dich­ters und Jour­na­listen →Adolf Stoltze und Enkel des berühmten Frank­furter Dich­ters, Sati­ri­kers und Jour­na­listen →Fried­rich Stoltze, wird 1896 FRV-Mit­glied (so Paul Elschner im Ruder­sport 1950). Er fährt zahl­reiche Rennen für den FRV … … und wird 1957 für 60 Jahre FRV-Mit­glied­schaft aus­ge­zeichnet.

Fried­rich Stoltze der Jün­gere ist mit seinen Brü­dern Hein­rich und Adolf auch einer der Begründer des Ersten Frank­furter Schwimm Clubs 1891. Er kämpft 1895 in Frank­furt um einen der ersten deut­schen Meis­ter­titel der Sport­schwimmer. Der Club nutzt damals die Ochsen’sche (bzw. spä­tere Schecker’sche) Bade­an­stalt, ein Flussbad im Main zwi­schen Main­insel und Eisernem Steg am Sach­sen­häuser Ufer und ist damit Nachbar des FRV, der sein Boots­haus auf der Insel hat und es nach dem Abriss der Alten Brücke vor­über­ge­hend ans Sach­sen­häuser Ufer ver­legt. Seit 1920 ist der EFSC am Schwed­lersee beim Ost­hafen behei­matet.

Friedrich Stoltze (der Enkel) ca. 1900 mit Radaddelchen (Quelle: EFSC)
Fried­rich Stoltze (der Enkel) ca. 1900 mit Rad­ad­del­chen (Quelle: EFSC)

1901 hei­ratet Stoltze Marie Lan­ge­loth; seinem Schwie­ger­vater Johann Ludwig Lan­ge­loth (1849 – 1902) gehört das „Spe­cial-Bureau für den Bau und die Ein­rich­tung von Braue­reien, Malz­fa­briken und Eisen­werken“. Der Bau­in­ge­nieur Fried­rich Stoltze wird Mit­in­haber von Lan­ge­loths Firma. Auch sein Schwager Fritz Lan­ge­loth (1884 – 1967) gehört dem FRV an, aber dar­über ein andermal mehr. Poli­tisch tritt Stoltze in die Fuß­stapfen seines berühmten Groß­va­ters, der mit seiner Sati­re­zeit­schrift Frank­furter Latern zu Zeiten der Freien Reichs­stadt Frank­furt und unter preu­ßi­scher Herr­schaft für eine frei­heit­liche Demo­kratie ein­trat. Der Enkel ist von 1906 bis 1933 Stadt­ver­ord­neter für die Frank­furter Demo­kra­ti­sche Partei. Der Inge­nieur war im Hoch- und Tief­bau­aus­schuss der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am Ausbau der Stadt betei­ligt: Ost­hafen, Fest­halle, Groß­markt­halle und Brü­cken­bauten. „Neben Alt­stadt­vater Lübb­ecke fun­gierte Stoltze als letztes Vor­stands­mit­glied des ehe­ma­ligen Brü­cken­bau­ver­eins … Die letzten drei­tau­send Mark aus dem Ver­mögen dieses Ver­eins über­wiesen im ver­gan­genen Jahr die beiden alten Herren der Stadt für den Wie­der­aufbau des Wil­le­mer­häus­chens“ (FAZ, 24. Oktober 1964).

Stoltze schwimmt bis ins hohe Alter noch regel­mäßig im Stadtbad Mitte und trägt in seinen letzten Lebens­jahren den Ehren­titel des Frank­furter Stadt­äl­testen. So viel Sport hält ihn offenbar lange fit: Er stirbt elf Tage nach seinem 95. Geburtstag.

Friedrich Stoltze 1956 anlässlich der Verleihung der goldenen Ehrennadel des FRV (Quelle: FRV Archiv)
Fried­rich Stoltze 1956 anläss­lich der Ver­lei­hung der gol­denen Ehren­nadel des FRV (Quelle: FRV Archiv)

by Ulrich Meissner