Erste internationale Ruderregatta Deutschlands

14. Juli 1872 beim FRV mit dem Seeklub Zürich

So könnte das letzte Rennen am 14. Juli 1872 ausgesehen haben.

Der FRV setzt sich früh das Ziel, eine internationale Regatta zu veranstalten. Zwar gelingt es nicht, Mannschaften aus England und Holland für den Wettstreit zu gewinnen, aber immerhin eine aus Zürich – sowie als „Zielrichter: W.G. King, London“ und als „Schiedsrichter: G. Ballin, Atlantic Boat Club New-York“. Starter – und vermutlich treibende Kraft der ganzen Regatta – ist das FRV-Mitglied „Philip Lack, ein in England geschulter Ruderer“. Tausende Zuschauer säumen den Main, am spektakulärsten ist das letzte Rennen des Tages mit sechs Booten.

Das vierte Rennen verliert der Seeklub Zürich im eigenen Boot gegen den FRV im Boot Wilhelm. Das achte Rennen gewinnt dieselbe Mannschaft dann aber im FRV-Ausleger-Gig Adolf (benannt nach dem Spender, dem damaligen FRV-Vizepräsident Adolf Becker) gegen eine andere FRV-Mannschaft im Rennboot Salamander. Auch Fischernachen und Grönländer fahren um die Wette. Beim 9. und letzten Rennen rudern sechs Vierer mit ausgelosten Mannschaften – „scratch fours“ – um eine Überraschung: eine Kiste mit Schinkenbrötchen und Sekt.Wahrscheinlich zeigt ein in den 1870er Jahren vielfach nachgedrucktes Bild von Gottfried Franz dieses Rennen, etwa in →Karl Stieler u.a., Rheinfahrt, in den Ausgaben ab etwa 1875. Im Begleittext von Hans Wachenhusen heißt es dort: „Der Main mit seiner klaren Fluth gibt den Frankfurter Vereinen Gelegenheit zu lustigem Wassersport, zu Regatten und Schifferstechen.“

Das Defizit aus der Regatta beträgt 285 Gulden und wird von den Mitgliedern mit je 7 Gulden getragen. Im Umkehrschluss ergibt sich, dass der Verein auf rund 40 Mitglieder angewachsen ist. Der FRV kauft den Zürichern ihr modernes Boot ab, das mit dem Zug bis Mannheim transportiert worden ist und anschließend von dort aus mit Begleitung eines FRV-Boots auf dem Rhein bis nach Frankfurt gerudert wurde.

Philipp Lack spendet dem Verein aus diesem Anlass einen Gegenstand (vielleicht das Zürcher Boot?) mit nebenstehender versilberter Plakette, die dem FRV bis heute erhalten ist.

Foto →Walter Breitinger. Illustration in Privatbesitz.